Entsiegelung von Flächen
Der folgende Antrag wurde im Mai 2025 von uns gestellt:
- Die Stadt erstellt kurzfristig eine Liste von asphaltierten oder anders wasserundurchlässig versiegelten Flächen im Stadtgebiet, deren Nutzung eine Entsiegelung zulassen würde. Dazu soll auch die Bevölkerung aufgerufen werden, solche Flächen zu melden. Diese sollen schnellstmöglich entsiegelt und der Nutzung entsprechend naturnah umgestaltet werden.
- Die Stadt startet einen Wettbewerb für Bürgerinnen und Bürger, die eigene Flächen entsiegeln. Die Entsiegelung wird vom Förderprogramm der Stadt unterstützt , zusätzlich wird ein Preis für die Gestaltung ausgelobt, bei dem sowohl die Größe als auch die Gestaltung bewertet werden.
Begründung:
Angesichts der sich spürbar verändernden Wetterlage mit Trockenheit einerseits und Starkregen andererseits aufgrund der Klimaveränderungen ist es speziell im Stadtgebiet wichtig für Hitzeresilienz, Schattenplätze , Versickerung, Sicherung des Grundwasserspiegels zu sorgen.
Um Starkregenereignisse und Dürreperioden abzupuffern, kommt dem Rückhalt des Wassers eine besondere Bedeutung zu, weil er Wasserschäden verringert und das Wasser für Trockenperioden im Boden speichert. Durch Entsiegelung kann das Oberflächenwasser den umgebenden Grün- und Beetflächen, Hecken, Bäumen zugeführt werden. Diesen kommen, wie auch Fassadenbegrünungen im Stadtgebiet immer größere Bedeutung zu, denn sie speichern das Wasser und kühlen bei Hitze durch Verdunstung und Schatten.
Günzburg macht erste Schritte zur Schwammstadt (Stockholmer Model), aber der Umbau geht langsamer voran, als sich die Klimaveränderungen bemerkbar machen.
Insgesamt nimmt die Versiegelung von Flächen in Deutschland zwar langsamer, aber immer noch prozentual zunehmend zu, vor allem wegen des Straßenausbaus.
Den Städten kommt damit immer mehr Bedeutung beim Schutz der Bevölkerung vor Hitze und Regenereignissen zu. Deshalb haben verschiedene Städte aller Größen bereits eine aus den Niederlanden stammende Aktion übernommen und unter dem Titel „Abpflastern“ mit Wettbewerben vorangetrieben, aktuell ist auch die Stadt Hamburg aktiv geworden. Zudem hat die KfW Bank eine Förderung für „Natürlichen Klimaschutz“aufgelegt mit dem z.B. ein naturnahes Grünflächenmanagement , die Schaffung von Schattenplätzen , Baumpflanzungen aber auch die Entsiegelung von Flächen mit bis zu 90% gefördert wird.
Das sollten wir nützen. Zudem gibt es von der Uni Heidelberg einen Wettbewerb für Städte, der bis zum 31 Oktober läuft.
Wir könnten uns vorstellen, dass es in der Bevölkerung die Bereitschaft gibt, Pflegepatenschaften zu übernehmen.
Beispiele für versiegelte Flächen:


Brauchen wir eine Baumschutzverordnung– für die Stadt Günzburg?

Das war die spannende und heiß diskutierte Frage in der Sitzung des Günzburger Stadtrates vom 21.06.2021:
Um es vorwegzunehmen, die Mehrheit des Günzburger Stadtrates (CSU, UWB und FWG sowie der Oberbürgermeister) waren der Meinung: Nein, eine Baumschutz-Verordnung (VO) braucht die Stadt Günzburg nicht. Eine Minderheit, meine KollegInnen Angelika Fischer, Jutta Reiter, Birgit Rembold, Martin Endhardt, Joachim Bandlow (FDP-Fraktion) sowie 4 KollegInnen der SPD-Fraktion und ich selbst waren der Meinung, eine Baumschutz-VO wäre wichtig, um alte und große Bäume in Günzburg zu schützen.
Es war eine sehr emotionale Diskussion und deshalb möchte ich an dieser Stelle meine Sicht der Dinge schildern, denn der Schutz von Bäumen und Wäldern beschäftigt und berührt mich bereits seit sehr vielen Jahren (siehe www.verein-faszination-regenwald.de bzw. Facebook-Account des Vereins Faszination Regenwald e.V.).
Eindrucksvoll ist in einem Bericht der Stadtverwaltung Günzburg zur Vorbereitung einer Baumschutz-VO der ökologische Wert einer 100-jährigen Buche dargestellt: Solch ein Kraftwerk der Natur nimmt 6 Tonnen CO2 pro Jahr auf, filtert 1 Tonne Feinstaub aus der Luft (pro Jahr) und erzeugt 4,5 Tonnen Sauerstoff pro Tag (!), um nur einige der ökologischen Spitzenleistungen eines derartigen Baumes zu nennen. Ein für mich sehr wichtiger Aspekt ist in dieser Auflistung nicht enthalten: Bäume sind ein extrem wichtiger Lebensraum für sehr viele Tierarten, die bei uns immer seltener werden.
In dem Maße, wie unsere Felder von Monokulturen dominiert werden, schwindet die botanische und zoologische Vielfalt auf unseren Fluren. 75 % weniger an Biomasse von Fluginsekten in 25 Jahren, ein nicht für möglich gehaltener Schwund an heimischen Vogelarten, das sind die überaus traurigen Entwicklungen in den vergangenen Jahren. In dem Maße, wie unsere Fluren immer lebensfeindlicher für Insekten und Vögel werden, steigt die Bedeutung an Stadtlebensräumen. Viele große Städte, z.B. die Stadt München, haben dies erkannt und sich eine Baumschutz-VO gegeben.
In Günzburg stellt solch eine Verordnung nach Meinung vieler der Stadtratsmitglieder, die gegen die Baumschutz-VO gestimmt haben, aber eine „Gängelei“ der BürgerInnen dar. In der Tat, es ist eine weitere Verordnung. Ich sehe dies aber nicht als Gängelung von mündigen BürgerInnen, sondern es ist aus meiner Sicht geradezu die Aufgabe eines Stadtrates (und aller anderen Formen von Parlamenten), Regeln zu definieren und das v.a. in Bereichen, in denen sich die Dinge nicht von alleine regeln, und dazu zählt insbesondere der Natur- und Klimaschutz. Gerade Aspekte des Umwelt- und Naturschutzes müssen gewählte VolksvertreterInnen im Besonderen mitberücksichtigen, denn Bäume und alle anderen Mitgeschöpfe auf diesem Planeten können ihre Interessen nicht selbst formulieren.
Über die Notwendigkeit von mehr „Grün“ im Stadtbereich herrschte im Stadtratskollegium Einigkeit. Wie man dann aber den Schutz von alten und großen Bäumen ablehnen kann, bleibt mir ein Rätsel. Es könnten ja Ersatzpflanzungen vorgenommen werden, so der Standpunkt einiger KollegInnen. Sicherlich ist so etwas sinnvoll und das unterstützen wir als GBL/Grüne-Fraktion auch, aber um eine 100-jährige Buche in ihrer Klimawirkung zu ersetzen, bedürfte es der Anpflanzung von 2000 jungen Bäumen mit einem Kronenraum von 1,5 m³. Aber selbst 2000 Jungbäume können nicht in dem Maße den Lebensraum für Tiere bieten wie die Krone eines alten Laubbaumes. Mit dem Fällen eines alten Baumes vernichten wir einen langen Zeitraum und dies kann durch nichts ersetzt werden, sowie auch eine ausgestorbene Art für immer verschwunden ist und durch nichts ersetzt werden kann.
Ein weiteres Argument lautet, eine Baumschutz-VO würde in die Eigentumsrechte eines Baumbesitzers eingreifen. Auch dies stimmt, aber Leben ist eben schutzwürdig. Und dieser Schutz lässt sich nur mit Gesetzen und Regelungen verwirklichen. Kaum jemand beklagt sich, dass er mit seinen Haustieren nicht machen kann, was er will. Oder anders formuliert: Nur wenige stellen die Sinnhaftigkeit von Tierschutzgesetzen in Frage. Bei Bäumen, die Jahrzehnte und Jahrhunderte benötigen, um „ausgewachsen“ zu sein, wird diese Schutznotwendigkeit verneint.
Mit hat jedes Mal das „Herz zerrissen“, wenn ich gesehen habe, wie ein Urwaldriese, der Hunderte von Jahren gebraucht hat, um seine majestätische Größe zu erreichen, in Minuten gefällt wurde, und damit der Lebensraum für 1000e an Tier- und Pflanzenarten zerstört wurde.
In Günzburg gibt es keine Urwaldriesen, aber sehr wohl alte und wertvolle Bäume, die unsere Achtung und unseren Schutz verdient gehabt hätten.
Die zentrale Überlebensfrage des kommenden Jahrzehntes wird sein, ob es uns gelingt, den Klimawandel zu begrenzen. Für abertausende Tier- und Pflanzenarten wird dies aber irrelevant sein, denn aufgrund des Verlustes ihres Lebensraumes werden sie in Kürze, so oder so, aussterben.
Trotzdem, Klimawandel und der Schutz von Lebensräumen („Naturschutz“) gehen Hand in Hand. Nirgends wird dieser Zusammenhang deutlicher als beim Schutz von Bäumen und im weiteren Sinne dem von Wäldern. Bäume und damit Wälder sind ein entscheidender „Player“ in Sachen Klimageschehen, aber eben auch Lebensraum von Millionen an Tier- und Pflanzenarten.
Gewiss, die Stadt Günzburg, ist u.a. (aber nicht nur) aufgrund der Anträge unserer Fraktion, beileibe nicht untätig in Sachen Klimaschutz. Umso unverständlicher ist die Entscheidung der Stadtratsmehrheit, diese Chance in Sachen Klima- und Naturschutz nicht ergriffen zu haben und trotz bester fachlicher Vorbereitung durch die Stadtverwaltung keine Baumschutz-VO fürGünzburg auf den Weg gebracht zu haben.
Bernhard Lohr
Günzburg/Oberammergau, den 24.06.2021
Nach dem Scheitern der Baumschutzverordnung beantragt die Günzburger Bürgerliste folgendes:
Günzburger Bürgerliste/ Die Grünen
Stadtratsfraktion. Günzburg den 22.7.2021
Antrag
Der Stadtrat möge beschließen:
- Die Stadt Günzburg entwickelt ein Förderprogramm für mehr Grün in der Stadt Günzburg.
Dieses enthält insbesondere eine Förderung für die Pflanzung und Erhaltung von Laubbäumen in privaten Gärten und eine finanzielle Unterstützung bei der Pflege alter Laubbäume auf privatem Grund. - Das Projekt Stadtgrün.naturnah wird fortgeschrieben .
Begründung:
Der fortschreitende Klimawandel macht es zwingend nötig, alle möglichen Anstrengungen zu unternehmen, um den Naturschutz und den Klimaschutz voranzubringen.
Das bayerische Klimaschutzgesetz hebt die Bedeutung des Artenschutzes hervor und um dieser Verpflichtung gerecht zu werden , müssen wir für mehr Grün, vor allem Großgrün, in der Stadt und auch im privaten Bereich sorgen.
Im Förderprogramm „Mehr Grün in Günzburg“ kann neben der im Antrag explizit genannten
Förderung von großen Bäumen , die ein entsprechendes Gewicht haben muss, z.B. ein
regelmäßiger Wettbewerb für bestimmte Themen im Bereich privates Grün ausgeschrieben werden.
Fassadenbegrünung, naturnaher Garten, Baumbestand, Vorgarten, Garten der
Artenvielfalt, Altstadtgärten, Garten auf kleinstem Raum, Dachgarten, Insektenoase, etc, sind Möglichkeiten für Themen.
Finanzielle Anreize sollen die Bereitschaft erhöhen , einen eigenen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und die Stadt noch mehr zu durchgrünen.
Das Label StadtGrün naturnah wird der Stadt für drei Jahre verliehen und sollte weiterentwickelt werden. Dabei geht es um weitere Begrünung der Innenstadt, Fassadenbegrünung, mehr Großbäume als Schattenspender in der Stadt, Ausweisung von besonderen Biotopstandorten , wie zB. einem Feuchtbiotop am Denzinger Bach und ähnlichen naturnahen Plätzen in Stadtnähe.
Für die GBL/Grüne Stadtratsfraktion
Angelika Fischer